Stellungnahme zur Einstellung der Förderung der Fachstelle Mehr Als Queer
Es gibt kein richtiges Leben im falschen System.
Aber es gibt die Möglichkeit, den Raum, den wir haben,
gemeinsam zu gestalten und zu verteidigen.
– Hengameh Yaghoobifarah
Mit großer Besorgnis haben wir von rubicon e. V. die Nachricht gelesen, dass die Fachstelle Mehr Als Queer, die sich gegen Rassismus und Queerfeindlichkeit engagiert, nicht weiter gefördert wird. Diese Entscheidung wirft tiefgreifende Fragen auf, die weit über die finanzielle Unterstützung einer einzelnen Einrichtung hinausgehen. Als Verein, der ebenfalls von Förderungsstreichung in einem der vulnerabelsten Bereichen – LSBT*I*Q und Alter – betroffen ist, beziehen wir Stellung.
Die Arbeit der landesweiten Fachstelle Mehr Als Queer ist von unschätzbarem Wert für die Unterstützung marginalisierter Gruppen und Sensibilisierung im Handlungsfeld Migration/ Integration und LSBT*I*Q. Seit fünf Jahren bietet das Projekt Beratung und Schutzräume für Personen, die mehrfache Diskriminierung erfahren, entwickelt Angebote für queere Menschen mit muslimischer Zugehörigkeit, queere Menschen mit Rassismuserfahrung über 50 Jahre und queere Familien mit Rassismuserfahrung.
Über fünf Jahre haben die Mitarbeitenden der Fachstelle über 400 Beratungen, 99 Sensibilisierungs- und Empowerment-Veranstaltungen und zwei Fachtagen durchgeführt, die insgesamt mehrere Hunderte von Menschen erreicht haben. Als rubicon e. V. – und vor allem unser offener Treff „baraka – a place for international queers“ – sind wir stolz darauf, ein langjähriger Kooperationspartner der Fachstelle zu sein. Ob Vernetzungstreffen für queere Bi_PoCj in NRW oder Organisierung einer Fußgruppe für queere Bi_PoCj beim Cologne Pride – das Team von Mehr Als Queer stand uns als kompetenter, zuverlässiger Partner zu Seite.
Wie rubicon e. V. arbeitet Mehr Als Queer mit und FÜR besonders vulnerable Personengruppen, die nun durch die Streichung der Förderung ein bedenkliches Signal erhalten. Queere Bi_PoCj haben oft keinen Zugang zu Ressourcen, die sie unterstützen und empowern, während sie in einer überwiegend weißen Gesellschaft leben. Die Missachtung der besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe trägt zur fehlgeleiteten Vorstellung von Integrationspolitik in Deutschland bei.
In einer Zeit, in der rechte Ideologien an Stärke gewinnen, ist es umso wichtiger, intersektionale und initiative Räume zu stärken und weiterzuführen, anstatt sie zu schwächen.
Wir fordern daher eine erneute Prüfung der Entscheidung und die nachhaltige Förderung der Fachstelle. In Solidarität mit allen, die tagtäglich gegen Diskriminierung kämpfen, setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass Projekte wie Mehr Als Queer die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre unverzichtbare Arbeit fortzusetzen.